Wir sind jetzt wirklich am Ende der Welt angekommen! Kein Strom, kein Trinkwasser, kein Handyempfang und kein Supermarkt in der Nähe - willkommen in Gnaraloo.
Oh Gott, diese Straße!!! Ich habe im letzten Eintrag ja schon geschrieben, dass man zunächst 75km auf einer asphaltierten Straße und dann eben noch einmal 75km auf einer "unsealed road" fährt - hmmmm Schotterpiste ist noch eine viel zu harmlose Beschreibung - ein bißchen war das wie Rallye fahren in der Wüste - und das mit unserem kleinen Van!!!
Auf dem Hinweg brauchten wir knapp 2 1/2 Stunden für die Strecke und bei jeder Rille in der Fahrbahn (und davon gab es eine Menge!!!) zuckten Klaus und ich zusammen - und Klaus trat auf die Bremse… Das arme Auto! Irgendwann hatte man sich aber an das Rappeln und Klappern gewöhnt und wir kamen durchgerüttelt und geschüttet im "3 mile camp" in Gnaraloo an. Puh. Brennende Sonne, staubiger Boden und etwas Gestrüpp waren hier also schon gleich ein "Campingplatz"!
Aber wir waren froh, dass wir angekommen sind und alles noch "heil" war - na ja, so einige Schrauben an dem Auto müssen wir noch mal nachziehen ;-))))
Also ab auf unseren Platz - oh je - kein Schatten in Sicht - und die Sonne brennt am strahlend blauen Himmel auf uns nieder; besonders auf Klaus' helle Haut.. Und wir sind nun wirklich nicht so gut vorbereitet: Wasser und Essen haben wir zwar im Überfluss, aber ein Zelt? Irgendetwas was Schatten spendet? Einen Tisch? Geschlossene Boxen fürs Essen? Fehlanzeige.
Wir basteln ein wenig und -schwubs- zumindest ein Sonnensegel können wir hervorzaubern. Wir sind stolz wie Oskar und packen erst mal das Surfzeug und ab geht es zur Welle - laut Klaus eine D E R Windsurfwellen - sonst wären wir auch wohl kaum hier hin gefahren!
Der Spot sieht gut aus, Klausi riggt auf und startet ins Wasser. Noch kleine Wellen, aber es scheint ihm zu gefallen! Während ich so aufs Meer schaue, erzählt mir einer der älteren Surfer ein paar Geschichten zum Gruseln: Schlangen überall (watch your step!), letztes Jahr wurde einer gebissen von so einer ganz giftigen Art - und das habe nicht so schön ausgesehen wie er da vor sich hin krepiert sei… Vor vier Jahren sei ein Windsurfer in der Welle gestürzt und aufs Riff geknallt und habe sich das Genick gebrochen - "a german guy". Außerdem gebe es Haie, gefährliche Oktopusse und alle möglichen giftigen Tiere… Ich will hier weg!
Klaus kommt vom Wasser und als Erstes ermahne ich ihn, er solle auf jeden Fall auf dem markierten Weg zurück zu mir kommen - die Schlangen!!
Aber als wir zurück auf dem Campingplatz sind, die Sonne langsam untergeht und wir am Horizont Wale aus dem Wasser auftauchen und mit den Wellen spielen sehen bin ich wieder versöhnt.
Die Wale schwimmen hier sehr nah an der Küste, und es sind mehrere Dutzend am Tag die wir sehen - beim Frühstück schauen wir den Wasserfontänen zu, die sie ausstossen, und manchmal werfen sie sich sich um sich selbst drehend in die Fluten - amazing….
Aber als wir abends ins Bett gehen, todmüde von all den Eindrücken, werden wir nachts von einem Rascheln geweckt. Klaus und ich sitzen hellwach im Bus und versuchen die Quelle der Geräusche zu orten - wir finden sie nicht. Also - weiterschlafen. Klaus liest noch ein bißchen - ich mache die Augen zu… bis es plötzlich neben meinem Kopf raschelt und eine kleine schwarze Maus nur einige Zentimeter von mit entfernt über das Bett flitzt - aaaahhhhh! Ich quietsche wie am Spieß und sitze jetzt aufrecht im Bett - eine Maus!!!!
Okay, man mag jetzt denken 'Ist doch nur 'ne Maus, Inga. Die hat viel mehr Angst vor Dir als Du vor ihr.' Stimmt ja auch. Aber muß die in mein Bett? Klaus und ich machen kein Auge zu - aber Klaus dämmert es "Das Essen!". Also bringt er alles nach Draussen, hängt es in mehrere Schichten Plastiktüten verpackt an unseren provisorischen Windschutz und es funktioniert: kein Geraschel mehr. Wir atmen erst mal durch. Und schlafen von da an unter unserem Moskitonetz (dann kann wenigstens nichts über uns drüber krabbeln…).
Als mir am nächsten Tag jemand sagt, dass mit Mäusen ja immer auch die Schlangen kommen bin ich froh, dass ich nachts nicht auf diesen Gedanken gekommen bin!
Der nächste Tag beginnt um 6:30Uhr - denn die Sonne geht auf. Windsurfen steht auf dem Tagesplan. (was sonst? :-))) )
Die Wellen sind groß, der Wind bläst und Klaus stürzt sich mit einiger Prominenz (in Gnaraloo sind immer auch ein paar Profis - Scotty McKercher, Ben Severne) in die Wellen. Sieht richtig gut aus! ich bin gerade dabei die Kamera aufzubauen und habe einen schönen Cutback festgehalten - da wird Klaus von einer Welle gewaschen. Ist ja nix dabei, ich gucke erst mal was die anderen so machen. Doch wo bleibt der nur. Ich gucke hin und her… Hmmmmm… Mist. Also aufstehen und suchen. Da sehe ich ihn schwimmen - Mast gebrochen, Segel kaputt, und vielleicht nicht mehr ganz so zufrieden dreinschauend…

Abends gibt es erst einmal ein Bier (knapp 4 AUD pro Dose…) mit Hollie und Mark aus England und Daven aus Kanada. Um neun sind wir aber spätestens im Bett hier - "Gnaraloo's midnight" wie die anderen hier sagen - man lebt mit der Natur; wenn die Sonne untergegangen ist gibt es einfach nicht mehr viel zu tun - außer in die Sterne schauen vielleicht. Denn die sind hier fernab von allem unzählig und strahlend schön - die Milchstrasse glänzt in all ihrer Magie und man wird ganz romantisch…
Nach dem Mastbruch und dem nächtlichen Mäusebesuche wird es dann doch irgendwann Zeit wieder in die Zivilisation zurück zu kehren. Uns graut ein bißchen vor der Strasse - da fahren wir kurz vorher noch mit Grant mit, einem ausgewanderten Iren, der uns zum Schnorcheln mit an die verlassene Gnaraloo Bay nimmt (traumhaft schön - türkises Wasser und ein Riff - Ningaloo Reef - das dem Great Barrier Reef angeblich Konkurrenz macht) und dabei fröhlich 100km/h fährt! Und - es ruckelt weniger. Wenn man nur schnell genug fährt wird es besser!!!!
Unglaublich aber wahr brauchen wir für den Rückweg nur 75 Minuten…
Jetzt sind wir zurück in der Zivilisation und steigen erst mal unter eine heisse Dusche.. (Yeah, keine Salzwasserfische mehr!). Bald mehr!
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